Dramma per musica in tre atti
Musik: Georg Friedrich Händel (HWV 17), Libretto: Bussani / Haym
Szenische Neuproduktion des Ensemble così facciamo auf historischen Instrumenten mit Spirituals, Blues & Jazz.
Giulio Cesare in Egitto (London 1724) — »Cafe Nireno« am Ende der Welt!
Jazz, Drogen, Sex und Kriegsgeschäft, in jedem Augenblick prall gefüllt mit Leben, Emotionen und Intrigen!
In Kairo der 20er Jahre prallen auf engem Raum die Weltmächte aufeinander. Feindbilder werden verfestigt, Fremdsein und Größenwahn, Eroberungsdrang des Unbekannten und das tiefe menschliche Begehren nach Herrschaft, Liebe und Anerkennung bahnt sich seine Wege. Aufstieg und Fall eines Weltreiches liegen immer knapp beieinander – alles hat seinen Preis! (Martina Veh)
Termine NEU:
24. September 2024, 19.30 Uhr – Stadttheater Schaffhausen
26.,28., 29. März 2025 – Theater Winterthur
Besetzung (2024/25):
Giulio Cesare – Bernhard Landauer
Cleopatra – Stephanie Krug
Sesto – Tamara Obermayr
Cornelia – Martina Koppelstetter
Tolomeo – Joel Vuik
Achilla – Christoph Schweizer
Nireno – KS Christopher Robson
Curio – Nikolaus Maier
Regie: Martina Veh
musikalische Leitung: Hans Huyssen
Ensemble für Alte Musik Neu così facciamo
Jazzensemble mit Matthias Preißinger (Klavier) und Stefan Schreiber (Saxophon)
Bühne – Stefan Wintersberger, Kostüme – Nikolaus Maier, Lichtdesign – Wieland Müller-Hasslinger, Licht – Andreas Dinter, Regieassistenz, Lichtinspizienz, Abendspielleitung , – Maximilian Liman, Sounddesign – Andreas Fischer, Kampfszenen – Toni Gruber
Dieses Projekt wurde unterstützt durch Dechentreiter Beteiligungs GmbH, Dr. Eike Grunert, durch die , sowie vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München.
Wenn Giulio Cesare heutzutage Händels beliebteste und daher auch meistgespielte Oper ist, so liegt das wahrscheinlich am Sujet der exotischen Liebesaffäre zwischen Cäsar und Cleopatra, die stets lebhaftes Publikumsinteresse findet. Dass die Oper zudem auch ein kompositorisches Meisterstück ist und einige von Händels eingängigsten und anspruchvollsten Arien enthält, macht ihre Realisierung umso reizvoller. Dass sie schließlich noch durch den Kontext und den Ort der Handlung (das von Rom ca. 50 v. Chr. besetzte Ägypten) Gelegenheit bietet über Orientalismus und Kolonialisierung nachzudenken, macht sie in unseren Zeiten (leider gerade wieder) zu einem unwiderstehlich aktuellen Lehrstück.
Obwohl historische Figuren und exotische Schauplätze geradezu charakteristisch für Libretti des 18. Jahrhunderts sind, dienen sie schließlich doch nur als unverbindliche Rahmenbedingungen der Schilderung von Variationen eines immer gleichen, lehrhaft-moralisierenden, europäischen Heldenepos: ein leidgeprüfter, aber mit Tugend, Geduld und Mut ausgestatteter Held überwindet schließlich alle grausamen Widersacher und Schicksalsschläge. Opern dieser Machart werden heute überhaupt nur noch deshalb gespielt, weil es einigen Komponisten gelang, dieses Schema subversiv aus den Angeln zu heben und schablonenhafte Bühnenfiguren mittels nuanciert musikalischer Charakterisierungen zu nachvollziehbar fühlenden und erlebenden Individuen zu verwandeln. Händel steht hier an führender Stelle. Seiner Gabe, für bestimmte Stimmungen, dramatische Situationen, innere Vorgänge usw. mit wenig Mitteln stets einen bestürzend treffend musikalischen Ausdruck zu finden, in denen sich auch ein heutiger Hörer wiedererkennen kann, ist die moderne Wiederbelebung der Barockoper maßgeblich zu verdanken.
Inzwischen wird aber eine weitere politisch-aufführungspraktische Intervention notwendig. Genau so, wie Händel ferne und fremde historische Figuren in nahe, Bekannte umwandelt, so ist es jetzt an der Zeit ferne und angeblich exotische Schauplätze in die eigene Erfahrungswelt zu integrieren, um nicht – und sei es nur aus falsch verstandener Werktreue – in die Fallstricke eines nicht mehr haltbaren Orientalismus zu geraten. Unsere Inszenierung verlegt daher die Handlung in die roaring twenties des vorigen Jahrhunderts, in ein Ambiente, das von Ägyptomanie, Jazz Age, der endlich erreichten Unabhängigkeit Ägyptens und einer Offenheit für das Zusammenprallen von vielfältigen kulturellen Strömen geprägt ist. Dabei geht es keinesfalls darum die Partitur zu verfälschen oder zu entstellen, sondern – im Gegenteil – Aufführungspraxis aus dem Geist des Werkes weiterzudenken und Händels Musik in die Zukunft hinüberzuretten.