Verlassenheit und (musikalische) Ausgelassenheit
Querschnitt aus 150 Jahren Barockmusik – mit Werken u.a. von Bottegari, Uccellini, Monteverdi bis Händel und Vivaldi
Zwei hochemotionale Klagegesänge archetypisch verlassener mythologischer Figuren stehen im Zentrum dieses Programms: jener der Ariadne und der Armida. Beide schildern eine urmenschliche Erfahrung, die seit Urzeiten in zahllosen Erzählungen und Vertonungen überliefert wird und stets der Resonanz einer Hörerschaft gewiss ist. Denn wer kennt sie nicht, die zutiefst menschliche – und zugleich unmenschliche – Erfahrung von Verrat, Verlust, Einsamkeit und Verlassenheit?
Das englische ‚abbandonment’ hat noch eine zweite Bedeutung von ‚Verschwendung’ oder ‚Hingabe’. Auf subtile Weise wird so ein Übergang vom Zustand des ausgelassen Werdens zu dem der Ausgelassenheit angedeutet. Auch im Deutschen veranlasst eine bloße Nuancierung den geradezu gegenteiligen Affekt. Somit ist auch dieser Aspekt – einem Impuls bis zum Äußersten zu folgen, sich vollkommen auf etwas einzulassen – zwingend aus dem Text abgeleitetes Programm. Beides bedingt sich, denn wie könnte man die drastisch plastischen Schilderungen und große Emotionalität der Texte angemessen wiedergeben, ohne mit wildem Überschwang und Hingabe zu musizieren?
Besetzung: Sopran, Traversflöte, Streicher, basso continuo (wahlweise 5-9 Musiker)
Dieses Konzertprogramm ist als CD erschienen: Abbandonata, Ensemble così facciamo, mucavi records © 2011