Hans Huyssen

Hans Huyssen (Foto: privat), musikalische Leitung

In Südafrika geboren und aufgewachsen, studiert Huyssen in Stellenbosch, Salzburg und München Cello und Komposition. Wesentlich prägend sind dabei Harnoncourts Salzburger Seminare über historische Aufführungspraxis und die Kompositions-Meisterklassse bei Hans-Jürgen von Bose. Daraus resultieren einerseits eine intensive Konzerttätigkeit als Cellist mit diversen Ensembles auf historischen Instrumenten, andererseits eine stets anwachsende Werkliste, die inzwischen mehr als 70 Kompositionen umfasst.

Historische Aufführungspraxis ist für ihn keine historisierende Rückschau, sondern der Schlüssel für das dezidierte Herausarbeiten von zeitspezifischen Ausdrucksmitteln und deren sinngemäße Übersetzung für zeitgenössische Ohren. So verstanden führt dieser Prozess zwangsläufig zur Neuen und eigenen Musik, die einen Übergang von der historischen in die gegenwärtige Aufführungspraxis sucht. Als Cellist setzt er sich vorwiegend für Alte Musik, als Dirigent häufig für Neue Musik ein – als Komponist knüpft er zwischen beiden Seiten ein Netz. Genau in diesem Spannungsfeld findet auch die Arbeit mit Ensemble così facciamo statt, in dem sich über Jahre hinweg ein eingeschworenes Team zusammengefunden hat, um mittels immer wieder neuer Brückenschläge zwischen Alter Musik und zeitgemäßer Idiomatik eine adäquate musikalische Ausdrucksweise für die Gegenwart zu finden.
Als später, aber auf Grund seiner Biografie besonders nachhaltiger musikalischer Einfluss, tritt noch die traditionelle afrikanische Musik auf den Plan. Die vertiefte Auseinandersetzung mit dieser prähistorischen Form von Alter Musik führt ihn im Jahr 2000 nach Südafrika zurück und stellt ihn im Kontext des kulturellen Umbruchs dieses Landes seitdem vor Herausforderungen der besonderen Art. Als Antwort auf den äußerst komplexen lokalen Kontext entstehen zahlreiche größere Projekte, mit unterschiedlichen Ansätzen, einen für die kulturelle Vielschichtigkeit relevanten musikalisch Ausdruck zu finden: u.a. zwei CD Produktionen (Fynbos Calling und Remember Dido), afrikanisch konzipierte Barockopern-Produktionen (Dido und Aeneas), die Kollaboration mit traditionellen Musikern (The Songs of Madosini und Ciacona & Tshikona) und die Aufführung der eigenen afrikanischen Oper MASQUE (über ein Libretto von Ilija Trojanow)

Von 2005 bis 2014 ist er senior lecturer an der University of the Free State in Bloemfontein. Von 2009-10 ist er fellow und artist-in-residence am Stellenbosch Institiute for Advanced Studies (STIAS). Ebenfalls 2010 wird er mit dem Helgaard Steyn Award, Südafrikas größten Kompositionspreis, ausgezeichnet. 2015 erlangt er mit einer Dissertation über Komposition und Komplexität an der Universität Stellenbosch einen PhD. Seit 2018 leitet er das Gisela Lange Musikzentrum an der Deutschen Internationalen Schule Kapstadt. (Foto: Privat)